Béziers ist landeinwärts die erste Stadt auf dem Canal du Midi vom Mittelmeer nach Toulouse. Das südfranzösische Städtchen liegt im Département Hérault in der Region Languedoc-Roussillon-Midi-Pyrénées. Die Kathedrale Saint-Nazaire ist das weithin sichtbare Wahrzeichen Béziers und war im Mittelalter Schauplatz eines grausamen Massakers.
1209 wurde die Stadt in einem Kreuzzug gegen die „ketzerischen“ Katharer von rund Zehntausend Kreuzrittern heimgesucht. Kathedrale und Stadt wurden niedergebrannt und die Bevölkerung fast ausnahmslos ermordet. 20.000 Männer, Frauen und Kinder fanden den Tod. Der päpstliche Gesandte, Abt Arnaud Amaury, soll den Kreuzrittern auf die Frage, wie sie denn die Ketzer von den Katholiken unterscheiden sollen, geantwortet haben: „Tötet alle! Gott kennt die Seinen schon.“ Die Katharer flohen daraufhin aus den Städten des Languedoc – Roussillion. Im bergigen Süden zogen sie sich auf Burgen vor der kirchlichen Verfolgung zurück.
Abseits der üblichen Mittelmeerroute bietet die Landschaft Reisenden heute zauberhafte Ein- und Ausblicke ins „Land der Katharer“. Zwischen den urigen Dörfern spannen sich alte Steinbrücken über die kleinen Flüsse und im nächsten Moment öffnen sich Blicke in felsigen Landschaften. Beim Betrachten der Höhenzüge lohnt sich genaues Hinsehen.
Die Katharerfestung Peyrepertuse wurde fast unsichtbar in den Felsen über dem Tal des Flusses Verdouble erbaut. Sie ist über die Gemeinde Rouffiac-des-Corbières und von einem Parkplatz über einen 20-minütigen Fußweg zu erreichen. Ausblicke und das Eintauchen in die Welt der Katharer lohnen sich.
Markant auch die Burg Quéribus, die sich in Sichtweite aus dem Bergrücken erhebt. In sie flohen viele Katharer. Sie galt als uneinnehmbar und überstand 17 Jahre Kreuzzug und Verfolgung. Die dualistische, christliche Glaubensbewegung der Katharer fand in der Region in allen Schichten, von den Bauern bis zu den Adligen, Anhängerinnen und Anhänger, was die kirchlichen und weltlichen Mächte auf den Plan rief. Weitere Feldzüge sowie die kirchliche Inquisition vernichtete die Glaubensströmung schließlich im 14. Jahrhundert.
Die letzte Station meiner Tour durchs Land der Katharer ist der kleine Ort Cucugnan zwischen beiden Burgen gelegen. Ich lasse mich an einer urigen Steinbank der Bar L’Aouzine nieder und betrachte von hier die überm Ort gelegene Windmühle von Omer. Mit dem von ihr produzierten Mehl werden Brote gebacken. Mich erinnert sie an die Mühlen der spanischen Mancha. Ich schließe die Augen bei einem Espresso und genieße die Gerüche der lauen Sommerwinde.
Foto und Text: © Jürgen Weber, Querwege