Sie gilt als die heißeste Stadt Spaniens: Die andalusische Hauptstadt Sevilla. Wenn die Sonne nicht mehr in die Gassen brennt, erwacht sie zum Leben. Treibende Gitarrenklänge, rhythmisches Klatschen, emotionsgeladene Gesänge und knallende Tanzschritte dringen durch geöffnete Fenster, dazwischen das Klappern von Geschirr. Ausgelassenes Stimmengewirr an Tischen voller Tapas und Wein. All dies ist kein Klischee in den engen Gassen der Altstadt.
Sevilla ist die Wiege der ersten Falmenco-Cafés, der Café Cantante, die hier bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und in den folgenden Jahrzehnten ihre Blütezeit erlebten. Was heute als urspanisch wie der Stierkampf gilt, war anfangs nicht salonfähig. Ursprünglich boten die „Gitanos“, spanische Roma, den Tanz und die Musik des Flamenco auf der Straße und auf Festen dar.
Eine Spurensuche sei im Museo del Baile Flamenco in der Manuel Rojas Marcos, 3 empfohlen. Dort versteht man sich auch auf die unterschiedlichen Taktfolgen des Flamenco de Granada über Malaga und Sevilla bis Cádiz.
Ausgehend vom Golf de Cádiz über das „weiße Dorf“ Medina Sidonia verläuft die Ruta de Toro (CA 2021) nach Naveros, eine „Canada Real“, wie die alte Tiertriebpfade bezeichnet werden. An ihr befinden sich heute die großen Weiden der Kampfstiere. Diese leben in den ersten Jahren auf ausgedehnten Flächen, an deren massiv befestigten Zäunen sich Warnschilder finden.
Der Boden unter den Füßen vibriert, wenn die Stiere in kleinen Herden herbei jagen, schnauben und stampfen. Sie sind nicht aggressiv, nur aufgeregt. Hier draußen sind sie keine Menschen gewohnt und drehen sich wie in der Arena in blitzartigen Bewegungen. In den Arenen sind sie ahnungslos und völlig überfordert von den tosenden Menschenmengen. Alle hier werden ein blutiges Ende überall im Land oder bei den großen Kämpfen in den traditionellen Arenen wie in Sevilla oder Ronda finden.
Man muss sich diese aber nicht ansehen und kann stattdessen fernab der Kampftage auf der Placa de Toros de Ronda gemütlich einen Espresso trinken. Die dortige Arena ist eine der ältesten Spaniens und gilt als die Schönste im ganzen Land.
Text und Fotos © Jürgen Weber,
Querwege® für TV3
Bild 1: Spanische Roma, die »Gitanos«, tanzten und spielten die Musik des Flamenco
Bild 2: Barrio De Santa Cruz – Sevilla, CC 2.0, Si B
Bild 3: An der Ruta de Toro
Bild 4: Gefahr! Wilde Stiere
Bild 5: Ronda – die Stadt mit der schönsten und ältesten Stierkampfarena Spaniens,
CC by-SA 3.0, Peter Clarke