Seit Jahrhunderten fiebern die Einwohner von Siena „il Palio“ entgegen. Dem Wettkampf zwischen den 17 Stadtteilen von Siena. Die Gassen und Plätze sind schon lange vor dem Fest mit Fahnen der jeweiligen Viertel geschmückt. Jährlich im Juli und August zieht das Spektakel des historischen Pferderennens Zehntausende auf die zentrale „Piazza del Campo“. Neben Dom und Rathaus ist der Wettkampf längst das Wahrzeichen der faszinierenden Stadt am Eingang zur südlichen Toskana.
Wer in den Sommermonaten andere Gesichter Sienas entdecken will, sollte außerhalb der Palio über Nacht in der Stadt bleiben: Durch die morgendlichen Gassen schlendern, bevor die Gruppen der Busreisenden einfallen. Sich abends mit den Einheimischen und den Studenten auf die warmen Steine des Campo setzen und den Platz und die Stimmung auf sich wirken lassen oder hinauf zum Sternendach blicken.
Bis zur Siesta sollte man dann die Stadt Richtung Reserva Naturale Alto Merse südlich von Siena verlassen haben. Den besten Zugang zum Naturpark hat man über Brenna. Das Dörfchen ist von Siena aus über die SS 223 zu erreichen. Hier öffnet sich das Flüsschen Merse und zahlreiche wildromantische Badeplätzchen finden sich das Flussufer hinauf. Baumbewuchs spendet Schatten. Steine und Felsen oder leicht versandete Uferstellen laden zum Bleiben ein. Wer sich in Kuhlen ins ruhig fliesende Flussbett legt, wird bald Besuch von neugierigen Fischen bekommen.
Weiter südlich am Rande des Val di Merse (Mersetal) zwischen Frosini und Monticiano findet sich von der SS 73 gut ausgeschildert die ehemalige Abtei San Galgano. Mitten aus Feldern erheben sich die Überreste des einstigen Klosters, das als schönste sakrale Ruine der Toskana gilt. Wie die Geschichte der Abtei wirkt die Kirche ohne Dach fast mystisch. Als mittelalterliche Pilgerstätte zerfiel das prächtige Kloster in nur wenigen Jahrzehnten von Pest, Hungersnöten und Überfällen heimgesucht.
In der einzigartigen Atmosphäre des offenen Kirchenschiffs findet jedes Jahr im Juli das „Festival San Galgano“ mit Konzerten und Opern statt. In diesem Jahr läuft das Festival bis 26. Juli. Wer nach einem Besuch der Abtei aber das Meeresrauschen der Musik vorzieht fährt alles südwestlich weiter, um bei einem Glas Wein oder einem phantastischen Espresso die Sonne hinter Elba im Meer versinken zu sehen.
Text und Fotos © Jürgen Weber,
Querwege® für TV3
Bild 1: Cattedrale di Santa Maria Assunta – der Dom von Siena (Baubeginn 1229)
Bild 2: Die Stadtteile präsentieren sich – »Il Palio« in Siena
Bild 3: Kühl und erfrischend – der Naturpark »Reserva Naturale Alto Merse«
Bild 4: Ruine der Abtei San Galgano – mystischer Ort für das »Festival San Galgano«