Letztes Jahr nahm der Sudturm in Gottmadingen zum ersten Mal an der Museumsnacht Hegau-Schaffhausen teil und der Auftritt war fulminant. Ausgesuchte Künstler der Region gaben Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen und Kurator Detlev Eilhardt war klar, dass er dieses Jahr das Niveau toppen muss, um den Sudturm als Magnet im Kunstraum Singen-Schaffhausen zu verankern. So überließ er die Auswahl der Künstler diesmal der Kunst- und Kulturmanagerin Jana Mantel, die vor acht Jahren ihren Schwerpunkt von Nürnberg-Fürth nach Konstanz verlegte. Zusätzlich wird im Erdgeschoss des Sudturms eine Galerie eröffnet und Räume für zukünftige Ateliervermietung angeboteIm Eingangsbereich wird der Besucher rasend begrüßt – im Sinne von Rasen = Kunstrasen. Barbara Engelhard aus Fürth kleidet Wände, Bänke und Objekte in farbigen Kunstrasen, lädt ein zur Berührung, interagiert mit dem Publikum und löst anfängliche Berührungsängste mit Kunst und Künstlern. Ihre farbigen Bänder aus Pinseln unterschiedlicher Größe wehen im Luftzug Vorbeiziehender, machen Lust auf Farbe und Gestaltung weiterer Malerei im Gebäude.
Auch hier ist Interaktion geboten: Harald Kienle aus Nürnberg, dessen Werke schon auf der art-Karlsruhe zu sehen waren, wird das alte Treppenhaus im Sudturm über vier Stockwerke mit einer akustischen Holzplastik bestücken. Für ihn ist Holz ein kommunikatives Medium, mit dem sich vortrefflich ausdrücken lässt.
Thomas Notheisen aus Radolfzell, kein Unbekannter in der Region, steht in regem Kontakt mit seiner Malerei und sucht in seinen Arbeiten stets den Austausch zwischen Darstellung und seiner Empfindung. Die Leinwand als Notenblatt, das Werk als Komposition – auch hier die Bild-Ansprache an das Publikum mit der Bitte, seinem Werk zu lauschen.Tondo rotondo und luftig leicht in floralen und ornamentalen Motiven flattern die zahllosen Vierecke der Nürnberger Künstlerin Christine Nikol über die Wände, ihre „Lucky Spots“ verleiten zum Nachdenken über Selbsterlebtes.

Tanzwerk95Fabio Caputo – sein Name ist längst Kultur in Gottmadingen und weit darüber hinaus. In seinen Räumen ist Musik, Bewegung, Tanz, Dance und Bewirtung – Action, Aktionen und dazwischen die ansprechende Malerei der Konstanzerin Luise Merle, die den Tanz auf die Leinwand bannt.
Über Tina Behnstedts Pop-Collagen im Treppenhaus, Mariken van Heugtens zerbrechlich wirkender art in ink in den Fluren zu Regina D‘Alfonsos Linoldrucke, auf denen sie ihre Botschaften als „stoffdoktor“ in die Welt posaunt. Alle drei Künstlerinnen kommen aus Konstanz und jede weist eine Vita nach, wie sie aufregender nicht sein kann. Frauen in der Kunst – nicht nur Power, sondern auch viel Kraft in ihren Aussagen.

Frank Teufel, Stein-Bildhauer aus Tuttlingen, überzeugt mit Granit, mit „der Leichtigkeit des Steins“. Spannungsgeladene Linien bis an die Grenzen der Statik. Titellos in ihrer Eleganz, gewollt ungeschliffen im ehrlichen Umgang mit ihrer Kristallinität.
Zwischendrin tummeln sich angstfrei die gemalten, minimalistisch gehaltenen Silhouetten windschiefer Häuser und Bäume von Ulli Blomeier-Zillich gegenüber den wuchtig und brachial bunten Werken des Leipziger Künstlers Tobias Lehner, der u.a. schon auf der art cologne ausstellte und dessen Werke 23x in Auktionen einen Käufer fanden.
Er sieht das fast Übersehene und rückt es in den Focus seiner Aufmerksamkeit, somit auch in den Blick des Betrachters – die Fotografien von Jürgen Ritter zieren nicht umsonst ein Buch von Martin Walser.
In den Kellerräumen haben Bette Bayer und Christian Zimmermann aus Stuttgart ihre digital art with INTERfACES sounds aufgebaut. Wie schon 2023 werden wieder abstrakte Bilder nach kosmischen Klängen bewegt – dieses Jahr noch spektakulärer und intensiver.
Im fünften Stock des Sudturms präsentieren sich die folgenden Teilnehmerinnen der Kunstakademie Kolbenmoor, die ihre Werke unter der Leitung von Prof. Markus Lüpertz anfertigten:
Agnes Embacher (Tirol), Claudia Meitert (Regensburg), Rozalia Janus (Egelsbach-Frankfurt a.M.), Martina Schepperle (Tirol), Katharina Rill (Augsburg), Nicole Beyersdorf (München), Therese Pramböck (Kolbenmoor) und Jaqueline Hein (Herrsching).
Auf der Terrasse im fünften Stock werden Tanzvorführungen angeboten und für musikalische Unterhaltung sorgt das Pop-Duo Somersalt aus Konstanz.
Damit sich der Besucher im Dschungel des Kunstangebotes zurechtfindet gibt es im Eingangsbereich rechter Hand ein Überblick über die Werke aller ausstellenden Künstler.
Während der Museumsnacht sind alle Künstler anwesend – Begrüßung um 18:30 Uhr – Führungen durch die Ausstellung finden um 19 Uhr und um 21 Uhr statt.
Die Ausstellung wird anschließend zwei Wochen lang zu sehen sein – Montag bis Donnerstag 10-15 Uhr, Freitag von 17-20 Uhr, Samstag von 10-13 Uhr – am 29.9. endet die Ausstellung mit einer Finissage.

Beitragsbild: © Tobias Lehner

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