„Väterchen Frost“ muss sich schon dauerhaft einnisten, damit Eiskristalle ganze Landschaften überzuckern. Dies gelingt ihm ganz ohne Christbaumspray und nur mit etwas Nachtnebel viel zauberhafter. „VäterchenFrost“ hat im slawischen Sprach- und Kulturraum eine ähnliche Bedeutung wie der westliche Weihnachtsmann eingenommen. Die orthodoxen Ostkirchen sähen lieber den Heiligen Nikolaus und nicht den „Děda Mráz“ all überall zur Adventszeit im Land. Hier draußen im Bezirk Sokolv, inmitten der berühmten Kurregion zwischen Karlsbad, Franzensbad und Marienbad im Westen der Tschechischen Republik, ist der erstarrteHauch von Väterchen Frost im Überfluss zu bestaunen.
Die verlassenen Tagebaubrachen der Georegion Bayern-Böhmen entfalten hier einen ganz eigenen Zauber. Knapp 80 Kilometer östlich von Bayreuth liegt Franzensbad, das besinnlichste der Kurbäder im Dreibädereck Westböhmen. Von Heilquellen umgeben gründete der österreichische Kaiser Franz I. im Jahre 1793 hier das erste Moorbad der Welt, das nach ihm benannt wurde. Der Monarch hat auch die sozialistische Tschecheslowakei als Namensgeber des Bäderkurorts überstanden: Im Restaurant des Kasino thront Kaiser Franz überlebensgroß an der Wand, während sich Koi-Karpfen unter dem gläsernen Boden im Aquarium tummeln.
Väterchen Frost pfeift sich derweil eins die Prachtstraße „Narodni“ zum Kurpark hinab. Ich sitze im Cafe Beethoven und wärme meine Finger an einer Tasse Espresso „italská káva Lavazza“.
Jürgen Weber, Querwege® für TV3 13-16/01-17
Fotos © Jürgen Weber außer:
Bild 1: Väterchen Frost: Illustration by Ivan Bilibin, Russisches Märchen (1932)
Bild 5: Russ. Weihnachtskarte (vor 1917) „Děda Mráz“ mit Schneeprinzessin